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Lügen haben kurze Beine.

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Lügen haben kurze Beine. Damit ist schon alles gesagt. Jedes Kind weiß das. Anscheinend aber nicht Unternehmen, die in ihren Absagen an Bewerber:innen einfach munter drauf los lügen.

Und ich frage mich: Warum nehmen wir das eigentlich hin? Was ist das für ein Mindset, was sich da widerspiegelt? Und in wiefern ist dieses Mindset eigentlich noch so ganz zeitgemäß?

Aber von Anfang an:

Was ich damit meine, wenn ich sage, Unternehmen lügen in ihren Absagen ist zum Beispiel die folgende, noch immer häufig angewandte Praxis, dass in eine Absage geschrieben wird, man habe sich für eine/n Mitbewerber/in entschieden.

Das ist nicht grundsätzlich eine Lüge, denn wenn man vielleicht unter den letzten Top 2 oder Top 3 war, mag es tatsächlich sein, dass die Auswahl auf jemand anderen gefallen ist. Dann kann es ja durchaus sein, dass man nach dem zweiten Vorstellungsgespräch doch die Mitteilung bekommt: Wir haben uns für den / die andere/n entschieden. (Kleine Randbemerkung: Dann fände ich aber Feedback angebracht, warum die Entscheidung für die andere Person getroffen wurde…)

Wann ich Unternehmen diese „Begründung“ in einer Absage nicht abnehme ist, wenn es direkt nach dem Screening passiert ist und vor allem, wenn die Anzeige danach aber noch munter mehrere Wochen oder gar Monate weiter kursiert. Denn wenn ihr eine Einstellungsentscheidung getroffen hättet, dann würdet ihr die Anzeige deaktivieren. Ganz einfach.

Und ich frage mich, ob ihr euch darüber im Klaren seid, was für eine Haltung ihr damit euren Bewerber:innen gegenüber zum Ausdruck bringt.

Es ist und bleibt zunächst mal nämlich eine Lüge und das kann jede:r sehen, denn die Stelle wird ja versucht weiter zu besetzen. Es zeigt weiterhin, dass ihr keine echte Wertschätzung lebt und ebenfalls nicht auf Augenhöhe agiert. Denn jemand, den man auf Augenhöhe sieht, würde man nicht mit solch billigen Tricks versuchen ruhigzustellen. Wenn man jemanden wertschätzt und jemandem Achtung entgegenbringt, dann äußert man sich ehrlich und aufrichtig. Auch wenn die Wahrheit vielleicht vermeintlich schmerzvoller ist, weil man sagt: „Wir finden, du passt nicht zu uns“ – dennoch ist es menschlich deutlich respektvoller als zu sagen „Wir haben jemand anderen gefunden.“ (Der ist zwar noch in einer anderen Nation, nämlich unserer Imagination, aber das musst du ja nicht wissen…)

Und ich frage mich auch, ob euch klar ist, dass euer Bewerbungsverfahren Teil eures Image ist? Also ich meine, auch eurer Marke etc.? Die Welt ist klein, das wisst ihr sicherlich auch. Und man trifft sich bekanntlich doch auch immer zwei mal im Leben.

Die Menschen, die bei uns, bei Vertrical, nicht angenommen werden, die arbeiten doch früher oder später woanders. Vielleicht in coolen Firmen, mit denen wir irgendwann mal zusammenarbeiten könnten. Aber guess what, wenn wir einen schlechten persönlichen, menschlichen Eindruck hinterlassen, wird uns die Person sicher nicht weiterempfehlen.

Ich frage mich daher wirklich, wieso Unternehmen immer noch in ihren Absagen schreiben, dass man sich für jemand anderen entschieden hat? Glaubt ihr ernsthaft der oder die Bewerber:in sieht eure Anzeige nicht, wie sie immer und immer wieder refresh wird?

Es ist ein hässliche, unnötige und unangebrachte Praxis. Insbesondere, wenn ihr auf eurer Karriereseite oder in der Stellenanzeige was von eurer tollen, menschen-zentrierten und wertschätzenden Unternehmenskultur schreibt. Dann fangt damit an, genau diese schon im Bewerbungsprozess zu leben. Ansonsten glaubt euch das kein Mensch. Denn Lügen haben ja bekanntlich eben kurze Beine.

📷 Photo by Pawel Czerwinski on Unsplash

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